Schule zwischen Kirche und Staat
Lange Zeit hindurch entfaltete sich das Bildungswesen in Europa in fast ausschließlicher kirchlicher Zuständigkeit, bis es als gemeinsames Anliegen von Staat und Kirche, von Regierungen und kirchlichen Institutionen in Kooperation wahrgenommen wurde. Die erste umfassendste und tiefgreifendste Organisation ist untrennbar mit den Schulordnungen Habsburgischer Herrscher verbunden, beginnend mit Maria Theresia, die in Reaktion auf ein „Promemoria“ des Passauer Bischofs Leopold Ernst Firmian den Abt des Stiftes Sagan, Ignaz von Felbiger, für die Realisierung ihres wegweisenden Plans gewinnen konnte. Mit ihrer „Allgemeinen Schulordnung“ von 1774 wurde Schulgeschichte geschrieben.
Das nachfolgende jahrhundertelange Ringen zwischen Kirche und Staat um die für die nachwachsenden Generationen bestmögliche Gestaltung des Bildungswesens wird in zehn größeren Themenfeldern und einem Ausblick bis in die Gegenwart herauf behandelt, wobei jeder Teil eine relativ geschlossene Einheit bildet. Dabei können weder der gesamte europäische Bereich noch die allgemeine Entwicklung der österreichischen Schule nachgezeichnet, sondern nur jene Berührungs- und zunehmend auch Reibungspunkte thematisiert werden, ohne die das Miteinander von Staat und Kirche (heute: Kirchen und Religionsgesellschaften) nicht wirklich verstehbar wäre.
Die Autoren sehen sich mit ihren Publikationen dem Anliegen des großen österreichischen Bildungshistorikers H. Engelbrecht verpflichtet, mit der eigenen pädagogischen Erfahrung und mit dem Wissen um die Geschichte des Schulwesens gegenwärtige Entwicklungen verstehbarer und Weichenstellungen für die Zukunft planbarer zu machen.